Kognitive Beeinträchtigungen sind ein Kernsymptom der Depression, das oft auch über das Erreichen einer Remission anhält. Gemeinsame Bemühungen für ein besseres Management und die Erforschung diese Domäne der Depression stehen ganz oben auf der Tagesordnung, wie man auch am wissenschaftlichen Programm des CINP 2016 ablesen konnte. Wir berichten über die Höhepunkte eines Symposiums mit dem Thema „Kognitive Beeinträchtigungen der Depression: Möglichkeiten zur Erforschung und Entwicklung neuer Therapieoptionen“.
Management und die Erforschung der Depression konzentrierten sich lange Jahre auf den Affektstatus und die emotionale Schwingungsfähigkeit. Die Bedeutung kognitiver Beeinträchtigungen als Kernsymptom der Depression wurde nur wenig beachtet. In einem wissenschaftlichen Symposium auf dem CINP 2016 hob Prof. Barbara Sahakian, Institut für Psychiatrie, University of Cambridge, Großbritannien, sowie Co-Vorsitzende und Moderatorin die Notwendigkeit verstärkter Anstrengungen in der Depressionsforschung zum Thema kognitiver Beeinträchtigungen hervor.
Die Psychiaterin erinnerte die Delegierten daran, dass kognitive Beeinträchtigungen bei remittierten Patienten häufig fortbestehen und deren Fähigkeit beeinträchtigen, ihre Aufgaben am Arbeitsplatz, in der Ausbildung mit einem normalen Funktionsstatus zu erfüllen. Unbehandelte oder unzureichend behandelte Depressionen sind mit geringeren Ansprechraten, häufigeren Rückfällen und verstärkter Chronifizierung der Erkrankung assoziiert. Daher ist es wichtig, die Depression früh zu diagnostizieren und effektiv zu behandeln.
Geistiges Kapital
Kognitive Beeinträchtigungen tragen laut Prof. Sahakian auch stark zu den negativen ökonomischen Folgen der Depression bei, wobei sowohl Absentismus als auch Präsentismus zu Einbußen bei der Produktivität führen. Prof. Sahakian sprach darüber, wie wichtig es ist, sowohl das seelische Wohlbefinden als auch das „geistige Kapital“ der Betroffenen zu berücksichtigen. Dabei gehören zum „geistigen Kapital“ eines Menschen dessen kognitive und emotionale Ressourcen sowie seine Resilienz gegenüber Stress. Der Begriff „Kapital“ ist zu Recht sowohl mit der Vorstellung von finanziellem Kapital als auch mit der des „Kapitals“ des Geistes verbunden, so die Psychiaterin.
Frühe Biomarker für Depression
Kognitive Beeinträchtigungen sind nicht einfach nur ein Residualsymptom der Depression, sondern ein Kernsymptom der Depression und möglicherweise auch ein früher Biomarker der Depression. Sie verwies auf Neurowissenschaftler an der britischen Universität Cambridge, die nach kognitiven Biomarkern bei Heranwachsenden suchen – zum Beispiel, indem sie eine Überempfindlichkeit gegenüber negativem Feedback und eine Aufmerksamkeitsverschiebung hin zum Negativen als potenzielle Prädiktoren für die spätere Entwicklung einer Depression untersuchen.
„Heiße“ und „kalte“ Kognition
Prof. Sahakian fragte die Zuhörer, wie vertraut ihnen die Konzepte „heißer“ und „kalter“ Kognition seien. Mit „kalter Kognition“ werden weitgehend nicht-emotionale kognitive Funktionen beschrieben, während „heiße Kognition“ emotionale, häufig zeitlich beschränkte kognitive Funktionen umfasst, bei denen es zu einem Konflikt zwischen Risiko und Belohnung kommen kann. „Heiße Kognition“ umfasst bei der Depression die Aufmerksamkeitsverschiebung zum Negativen hin sowie Reaktionen auf negatives Feedback.
Die Depression wirkt sich sowohl auf „heiße“ als auch auf „kalte Kognition“ aus. Prof. Sahakian erinnerte die Delegierten erneut daran, dass kognitive Beeinträchtigungen der Depression die größte Barriere zur Rehabilitation darstellen. Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten – d.h. Beeinträchtigungen der „kalten Kognition“ – sowie erhöhte Sensibilität gegenüber negativem Feedback – d.h. Beeinträchtigungen der „heißen Kognition“ – sind Merkmale kognitiver Beeinträchtigungen, welche die Rückkehr an den Arbeitsplatz oder zur Ausbildung deutlich erschweren können. Sie wies darauf hin, dass kognitive Beeinträchtigungen trotz Remission auch mit einer höheren Rückfallquote verbunden sind.
Weitere Referenten berichteten auf dem Symposium von klinischen Studien, die sich mit der Auswirkung von Antidepressiva auf kognitive Beeinträchtigungen der manifesten Depression und bei remittierten Patienten beschäftigen. Daraus ergeben sich zahlreiche Herausforderungen für die Entwicklung neuer Untersuchungsmethoden und Konzepte, die für die weitere Wirkstoffentwicklung und Erforschung dieser Domäne der Depression erforderlich sind.
Les points saillants du colloque présentés par notre correspondant se veulent une représentation fidèle du contenu scientifique présenté. Les points de vue et opinions exprimés sur cette page ne reflètent pas nécessairement ceux de Lundbeck.